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"Here comes the rain again"

FORGET THE EAST COAST AT EASTER: VON SYDNEY NACH CAIRNS (13.4.-29.4.19)


Auf die Ostküste zwischen Sydney und Cairns hatte ich mich am wenigsten gefreut. Ich hatte Vorurteile: Zu viel Verkehr, zu touristisch, keine "remoteness", aber wenigstens kein Wind zum Windsurfen oder Kiten und keine Bikespots. Meine Vorurteile sollten sich zwar teilweise bestätigen, aber wie so oft beim Reisen, kam dann Anderes, Unerwartetes, das mich besonders freute. That's the real value of travelling. Hier der erste Teil unsere Ostküstenstory:


Wir verlassen Sydney nicht wie geplant nach Westen zu den Blue Mountains, denn der Wetterbericht ist für mehrere Tage schlecht. Ans Klettern wäre nicht zu denken und Wanderungen bei grauem Himmel und wiederkehrenden Regenschauern reizen mich seit Tasmanien nicht mehr. Zum Glück sieht Fränzi das auch so. Wir entschliessen uns, Strecke zu machen und zügig nach Byron Bay zu fahren. Da das alljährliche Musikfestival kurz bevorsteht, ist einiges los. Das erste Mal auf unserer Reise geraten wir ausserhalb einer Grossstadt in einen regelrechten Stau. Trotzdem gefällt Byron Bay mit netten Cafés und Shops und einem wirklich coolen Strand mit einer relaxten Stimmung und Strandmusikanten. Wir bedauern, ausgerechnet jetzt in der überfüllten Hochsaison hier zu sein, denn wir wären gern länger geblieben.



Wir entschliessen uns, die Ostertage nicht an überfüllten Beaches zu verbringen, sondern weiter Stecke zu machen. Eine schlechte Idee. Die Umfahrung der Goldcoast und von Brisbane wird zu einem Stauerlebnis sondergleichen, so dass ich lieber am Gotthard wäre. Google Maps zeigt zig rote Strecken und Kommentare wie "Unfall +90 Minuten". Ich schiebe eine Krise und verfluche die Ostküste.  Weil wir unser Tagesziel Noosa so nicht mehr erreichen können, suchen wir in Redcliffe einen Stellplatz auf, der aber keinen einladenden Eindruck macht. Wir sitzen im Auto und machen lange Gesichter, als ein Surfertyp wie aus einem O'Neill-Prospekt an unser Fenster klopft. Er sei uns gefolgt, weil ihm unser Camper aufgefallen sei, und habe sich gedacht, dass wir wohl nicht wüssten, wo campen.  Phil lädt uns zu sich nach Hause ein, wir können vor seinem Haus übernachten. Es stellt sich heraus, dass Phil und seine Frau Esther während mehreren Monaten Europa im Camper bereist haben und die Sorgen und Nötchen beim Suchen des Übernachtungsplatzes bestens kennen. Sie planen, die Ostertage in der Nähe von Noosa zu verbringen, wo Phils Schwester wohnt. Eh wir uns versehen, sind wir eingeladen. Noosa ist ähnlich wie Byron Bay, malerisch mit schönen Stränden und touristisch zugleich. Hier kaufe ich das vermutlich teuerste T-Shirt meines Lebens. Phils Schwester Cheryl wohnt mit ihrem Mann Geoff und ihrem Sohn Tyler in einer Siedlung mitten im Regenwald, die nur über eine Fähre erreichbar ist. Wir campen vor ihrem Haus und sie, Phil und Esther zeigen uns die Strände der Locals,  die selbst an den Ostertagen ruhig und nicht überlaufen sind. Sogar mein Kiteboard wird wieder nass. Die Gastfreundschaft,  Herzlichkeit und Offenheit unserer neuen Freunde berührt uns sehr und wird uns lange in Erinnerung bleiben. Wer weiss, vielleicht werden sie sogar unsere Einladung in die Schweiz annehmen.


Das Wetter ist leider nicht so gut und wir haben keine Lust, die berühmte Frazer Island bei Osterbetrieb und Regen zu besuchen. Wir ziehen weiter nordwärts und lassen es regnen. Auf der touristischen Landkarte ein weisser Fleck ist der Kinkuna National Park. Hier erwischen wir ein Schönwetterfenster und verbringen 3 Tage an einem (fast) einsamen Strand, der nur mit Allradatrieb erreichbar ist und nur von ein paar wenigen Australiern aufgesucht wird. Hier finden wir remoteness und Wind zum Kiten, also doch!




Und schon wir das Wetter wieder schlecht. In Airlie Beach steigen wir in einem Hotel ab, um wieder einmal richtig trocken zu werden. Die Bootstour zum wohl berühmtesten Strand Australiens auf der Whitsunday Insel ist ein Muss und auch bei wechselhaftem Wetter ein Erlebnis, zumal noch zwei Schnorchelspots angefahren werden. Auch Airlie Beach ist ein Touristenmagnet, aber nicht ohne Charme. Hier sind wir das erste Mal mit der Tatsache konfrontiert, dass man wegen giftigen Quallen besser nicht ohne Ganzkörperanzug im Meer badet oder schnorchelt. Dafür verdient Airlie Brach den ersten Preis für die vermutlich schönste "Badi", die ich je gesehen habe (direkt am Meer und mit Palmen)



Schon hier sei verraten: Weiter nordwärts wird die Quallengefahr weiter zunehmen, dafür hat's dann auch noch Krokodile, wovor an jedem, wirklich jedem Strand gewarnt wird. Während Haiwarnungen mich nie wirklich verunsichern konnten, machen mir diese Viecher wirklich Eindruck, so dass ich trotz beständigem Wind bei beständigem Schlechtwetter in Forrest Beach (nördlich von Townsville) letztmals an der Ostküste kiten werde. Vorher fahren wir noch Alva Beach an, ein verschlafenes Ferienörtchen südlich von Townsville, wo es - neben einer beeindruckenden Crew von Lifeguards - eine perfekte Kitelagune hätte, aber nur bei Flut und es ist gerade Ebbe. Alva Beach hätte aber noch weit mehr zu  bieten: die Yongala ist ein Wrack, das betaucht werden kann und als einer der 10 besten Tauchspots der Welt gilt. Die Unterwasserfauna inklusive Haie und armdicke Seeschlangen soll atemberaubend sein. Die lokale Tauchschule ist aber mit zügeln an einen neuen Standort beschäftigt und das anhaltende windige Wetter "verspricht" Seekrankheit bei der Bootsfahrt und schlechte Sicht unter Wasser, weshalb wir wohl oder übel verzichten und weiter fahren. Manchmal ist man einfach zum falschen Zeitpunkt am richtigen Ort. C'est la vie.




In Mission Beach und Etty Bay ist nicht die Unterwasserfauna bemerkenswert sondern das Landgetier in der Form der Cassowaries. Straussenähnliche Vögel, die nicht ganz ungefährlich und recht beeindruckend sind. In Mission Beach im Caravan Park unterhalten wir uns lange mit Craig dem Besitzer ("Snakes in this caravan park? yes of course, many, we're in Queensland"). Er war lange Zeit Bauunternehmer und hat Grossprojekte wie Einkaufszentren gebaut, bis er gemerkt habe, dass er das alles nicht mehr wolle. Er erzählt zufrieden davon, dass so ein Caravan Park eine gute semi-Pensionierung sei. Er kümmere sich um den Umschwung und plaudere mit den Gästen, seine Frau sei die Managerin. Als er erfährt, dass ich Anwalt bin, erzählt er von juristischen Auseinandersetzungen und teuren Anwälten, die wohl mit ein Grund  dafür waren, dass er sich zur Ruhe setzte. Wir plaudern lange, als wäre wir jahrelange alte Freunde, und geniessen die spontane Offenheit und Vertraulichkeit, die sich dabei ergibt.



Fazit Queensland 1. Teil: schön aber feucht im April,  also avoid april and have fun and meet nice people anyway.


Der passende YouTube-Video findet ihr hier:


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